Veröffentlicht am

Lerntypen entdecken: So verbessern Sie Ihre Lernstrategien

Haben Sie sich jemals gefragt, warum einige Menschen besser lernen, wenn sie etwas sehen, während andere besser verstehen, wenn sie es hören oder selbst ausprobieren? Die Antwort liegt in den unterschiedlichen Lerntypen – den jeder Mensch ist individuell und hat andere Bedürfnisse und Vorlieben beim Lernen.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Lerntypen es gibt, wie Sie Ihren eigenen Lerntyp identifizieren und Ihre Lernmethoden darauf abstimmen können, um optimal und vor allem „richtig“ zu lernen.

Egal ob Sie sich beruflich weiterbilden möchten oder einfach nur Ihre persönlichen Fähigkeiten ausbauen wollen – hier finden Sie wertvolle Informationen und praktische Tipps.

Was ist ein Lerntyp?

Ein Lerntyp beschreibt die bevorzugte Art und Weise, wie eine Person Informationen aufnimmt, verarbeitet und speichert, und basiert sowohl auf persönlichen Präferenzen als auch auf der neurologischen Struktur und Funktionsweise des Gehirns. Verschiedene Menschen verarbeiten Informationen unterschiedlich, basierend auf der Dominanz bestimmter Gehirnbereiche und der Art und Weise, wie diese Bereiche miteinander interagieren.

Visuelle Lerntypen haben beispielsweise eine stärkere Aktivierung der visuellen Cortex-Bereiche, wodurch sie am besten durch Bilder und Grafiken lernen. Auditive Lerntypen nutzen die auditiven Cortex-Bereiche intensiver und lernen effizienter durch Zuhören und Diskussionen. Haptische Lerntypen bevorzugen praktisches Tun und Experimente, da sie verstärkt motorische und sensorische Areale des Gehirns nutzen. Kommunikative Lerntypen profitieren von Gesprächen und Gruppenarbeiten, was ihre interpersonellen Kommunikationsfähigkeiten hervorhebt.

Das Verständnis des eigenen Lerntyps ermöglicht es, Lernstrategien zu entwickeln, die sowohl die persönlichen Präferenzen als auch die neurologischen Stärken berücksichtigen. Dies führt zu einem effektiveren und effizienteren Lernprozess, der individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Lernenden abgestimmt ist.

Verschiedene Modelle der Lerntypen

Lerntypen-Modelle und -kategorien bieten wertvolle Anhaltspunkte, um die individuellen Lernpräferenzen zu erkennen und gezielte Lernstrategien zu entwickeln. Diese Modelle helfen dabei, Lernprozesse zu strukturieren und zu verstehen, welche Methoden für verschiedene Personen am effektivsten sind.

Das Modell von Frederic Vester

Frederic Vester entwickelte ein Modell, das die Lerntypen in vier Kategorien einteilt: den visuellen, den auditiven, den haptischen und den kommunikativen Lerntyp (auch als kognitiver/intellektueller/abstrakt-verbaler Lerntyp bekannt). Er betonte, dass Menschen unterschiedlich Informationen aufnehmen und verarbeiten. Visuelle Lerntypen bevorzugen Bilder und Grafiken, auditive Lerntypen lernen am besten durch Hören, haptische Lerntypen durch Berührung und Bewegung, während intellektuelle Lerntypen analytisch und abstrakt lernen.

  1. Visuelle Lerntypen bevorzugen Informationen, die sie sehen können. Diagramme, Grafiken und schriftliche Notizen sind für sie besonders hilfreich. Wenn Sie ein visueller Lerntyp sind, sollten Sie versuchen, Lerninhalte visuell darzustellen und mit Farben zu arbeiten.
  2. Auditive Lerntypen lernen am besten durch Hören. Vorträge, Diskussionen und Audioaufnahmen sind für sie ideal. Wenn Sie zu diesem Typ gehören, kann es hilfreich sein, Vorträge aufzunehmen und diese mehrmals anzuhören oder sich mit anderen über das Gelernte auszutauschen.
  3. Haptische Lerntypen, auch kinästhetische Lerntypen genannt, bevorzugen das Lernen durch Anfassen und Ausprobieren. Praktische Übungen, Experimente und Rollenspiele sind für sie besonders effektiv. Wenn Sie haptisch lernen, sollten Sie sich aktiv mit dem Lernstoff beschäftigen und so oft wie möglich praktische Erfahrungen sammeln.
  4. Kommunikative Lerntypen lernen am besten durch Gespräche und Diskussionen. Gruppenarbeiten, Debatten und das Erklären von Inhalten an andere sind für sie besonders hilfreich. Wenn Sie kommunikativ lernen, sollten Sie den Stoff in Lerngruppen besprechen und Diskussionen führen

Die Lernstile nach Kolb

David Kolb’s Modell der Lernstile basiert auf einem vierstufigen Lernzyklus, der aus konkreter Erfahrung, reflektierender Beobachtung, abstrakter Konzeptualisierung und aktiver Umsetzung besteht. Kolb identifiziert vier Lernstile: Divergierer, die durch Beobachten und Reflektieren lernen; Assimilierer, die theoretische Modelle und Konzepte bevorzugen; Konvergierer, die praktische Anwendungen und Problemlösungen bevorzugen; und Akkommodierer, die durch aktives Experimentieren lernen. Dieses Modell betont die Bedeutung des individuellen Lernprozesses und unterstützt die Entwicklung vielseitiger Lernmethoden.

Das 4-Mat-System

Das 4-Mat-System, entwickelt von Bernice McCarthy, integriert Elemente aus Kolb’s Lernzyklus und bietet einen strukturierten Ansatz, um verschiedene Lernstile anzusprechen. Es umfasst vier Phasen: Warum, Was, Wie und Was-wäre-wenn. In der Warum-Phase wird das Interesse geweckt und der Lerninhalt kontextualisiert. Die Was-Phase bietet detaillierte Informationen und Fakten. Die Wie-Phase ermöglicht praktisches Anwenden und Experimentieren, während die Was-wäre-wenn-Phase kreative Anwendungen und Transferleistungen fördert. Dieses System stellt sicher, dass alle Lerntypen berücksichtigt werden und bietet eine umfassende Lernerfahrung.

Diese Modelle bieten wertvolle Ansätze zur Identifikation und Förderung unterschiedlicher Lerntypen und tragen dazu bei, Lernprozesse effektiver zu gestalten. Durch die Berücksichtigung individueller Lernpräferenzen können Lehrende und Lernende gemeinsam optimale Lernstrategien entwickeln.

Grenzen der Lerntypen-Modelle

Wie so oft sind Modelle allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie vereinfachen die Komplexität des Lernens, indem sie Menschen in Kategorien einteilen, die oft fließend und situativ sind. Ein Lernender kann je nach Kontext, Inhalt und Motivation unterschiedliche Lernstile bevorzugen. Zudem berücksichtigen die Modelle nicht immer alle individuellen Unterschiede, wie kulturelle Hintergründe, persönliche Erfahrungen oder spezifische neurologische Bedingungen.

Niemand repräsentiert zu 100 Prozent nur einen Lerntyp. Oft ist jedoch ein Lernkanal dominant. Tatsächlich sind die meisten Menschen Mischtypen, weil sie Informationen nicht ausschließlich auf eine Weise verarbeiten, sondern eine Kombination aus verschiedenen Lernstilen verwenden. Dies liegt daran, dass das Gehirn komplex und flexibel ist, und unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Ansätze.

Deshalb sollten die genannten Modelle als nützliche Orientierungshilfen gesehen werden, die einen ersten Einblick bieten, aber flexibel angewendet und kombiniert werden sollten, um den individuellen Lernbedürfnissen gerecht zu werden. Die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Lernstrategien sind entscheidend, um das Potenzial jedes Menschen voll auszuschöpfen. Es geht darum, neue Lerntechniken auszuprobieren, besonders wenn frühere Methoden nicht erfolgreich waren – zum Beispiel eine Kombination verschiedener Sinneskanäle.

Mehrkanaliges Lernen

Mehrkanaliges Lernen nutzt verschiedene Sinneskanäle gleichzeitig, um das Lernen effektiver zu gestalten. Anstatt sich nur auf einen Lernkanal wie das Sehen oder Hören zu verlassen, werden mehrere Kanäle kombiniert, um die Informationsaufnahme zu maximieren. Studien zeigen, dass Informationen besser behalten werden, wenn sie auf verschiedene Weisen vermittelt werden. So führt das gleichzeitige Sehen, Hören und eigenständige Handeln zu einer tieferen Verarbeitung und einem besseren Verständnis des Lernstoffs. Laut der Pädagogik ist dies besonders effektiv, da das Gehirn Informationen aus unterschiedlichen Kanälen integrieren und vernetzen kann. Mehrkanaliges Lernen fördert nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Anwendung des Wissens in verschiedenen Kontexten​.

Nutzen Sie eine gute Mischung, statt eine Methode ganz zu verwerfen – denn verschiedene Sinneskanäle verstärken den Lernerfolg, was diese Zahlen eindrucksvoll verdeutlichen:

  • 10 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es nur lesen
  • 20 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es nur hören
  • 30 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es nur sehen
  • 50 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es sehen und hören
  • 70 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es sehen, hören und erklären
  • 90 % der Menschen merken sich etwas, wenn sie es eigenständig bearbeiten, sodass es eine individuelle Bedeutung bekommt.

Welcher Lerntyp bin ich? Machen Sie den Test!

Um herauszufinden, welcher Lerntyp Sie sind, können Sie einen Lerntypen-Test machen. Diese Tests analysieren Ihre Vorlieben und Lerngewohnheiten und geben Ihnen eine klare Vorstellung davon, welcher Typ am besten zu Ihnen passt. Solche Tests sind oft online verfügbar und bieten eine gute erste Einschätzung. Dabei werden verschiedene Fragen zu Ihren Lernmethoden und Vorlieben gestellt, die Ihnen helfen, sich selbst besser zu verstehen.

Zum Beispiel kann Ihnen der Lerntypen-Test von karrierebibel.de helfen. Diesen können Sie als PDF herunterladen und händisch ausfüllen. Wenn Sie herausfinden möchten, welcher Lerntyp Ihr Kind oder Ihr Enkelkind ist und wie Sie es optimal beim Lernen unterstützen können, ist der Lerntypentest von Veritas wahrscheinlich hilfreich.

Kleiner Tipp: Vorlieben und Bedürfnisse können sich im Lauf des Lebens auch verändern! Nur weil Sie in Ihrer Schulzeit alles aufschreiben mussten, heißt das nicht zwingend, dass Sie auch Jahre später auf diese Art und Weise besonders effektiv lernen. Möglicherweise können Sie nun mit auditiven Inhalten viel mehr anfangen. Probieren Sie einfach mal unterschiedliche Ansätze und Strategien aus und bleiben Sie flexibel!

Lerntypen erkennen und fördern

Sobald Sie Ihren Lerntyp kennen, können Sie gezielt Maßnahmen ergreifen, um Ihr Lernen zu optimieren. Zum Beispiel können visuelle Lerntypen Mindmaps erstellen, während auditive Lerntypen Podcasts hören und haptische Lerntypen praktische Projekte durchführen. Es ist wichtig, die eigenen Stärken zu kennen und diese beim Lernen zu nutzen.

Zusätzlich können Sie Ihre Lernumgebung entsprechend anpassen – visuelle Lerntypen sollten in einer ruhigen Umgebung mit vielen visuellen Hilfsmitteln arbeiten, während haptische Lerntypen einen Raum benötigen, in dem sie sich bewegen und experimentieren können.

Effektive Lernstrategien für verschiedene Lerntypen

Jeder Lerntyp hat seine eigenen, spezifischen Strategien, um effektiv zu lernen. Hier sind einige Tipps für die einzelnen Typen:

  • Visuelle Lerntypen: Nutzen Sie Bilder, Grafiken und Farbcodierungen. Erstellen Sie visuelle Zusammenfassungen und Mindmaps. Verwenden Sie Post-its und Whiteboards, um sich wichtige Informationen zu visualisieren.
  • Auditive Lerntypen: Hören Sie sich Aufnahmen von Vorträgen an und wiederholen Sie den Stoff laut. Nutzen Sie Rhythmen und Melodien, um sich Informationen zu merken. Singen Sie Lerninhalte oder erstellen Sie Gedächtnisstützen beziehungsweise Eselsbrücken durch Reime.
  • Haptische Lerntypen: Fokussieren Sie sich auf praktische Übungen und Experimente. Nutzen Sie Rollenspiele und Modelle, um den Lernstoff greifbar zu machen. Arbeiten Sie mit Lernspielen oder bauen Sie Modelle, um theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen.
  • Kommunikative Lerntypen: Diskutieren Sie den Lernstoff in Gruppen oder in 4-Augen-Gesprächen. Erklären Sie anderen, was Sie gelernt haben, und nutzen Sie Debatten, um Ihr Wissen zu vertiefen. Organisieren Sie Lerngruppen und führen Sie regelmäßige Lernrunden durch.

Lerntypen im Erwachsenenalter

Lerntypen sind nicht nur für Kinder und Jugendliche relevant, sondern auch für Erwachsene. Gerade in der beruflichen Weiterbildung oder bei neuen Hobbys ist es wichtig, die eigenen Lernpräferenzen zu kennen. Lerntypen im Erwachsenenalter können sich im Laufe der Zeit ändern, daher ist es sinnvoll, regelmäßig zu reflektieren und die eigenen Strategien anzupassen. Erwachsenenkurse sollten daher flexibel gestaltet sein und verschiedene Lernmethoden integrieren, um allen Teilnehmern gerecht zu werden.

Bedeutung der Lerntypen in der Erwachsenenbildung

In der Erwachsenenbildung ist das Verständnis der Lerntypen besonders wichtig. Erwachsene haben oft spezifische Präferenzen und Bedürfnisse, die berücksichtigt werden müssen, um effektives Lernen zu gewährleisten. Die VHS Baden setzt auf ein breites Spektrum an Methoden, um allen Lernenden gerecht zu werden. Dies umfasst sowohl traditionelle Unterrichtsmethoden als auch moderne digitale Lernangebote, die auf die unterschiedlichen Lernpräferenzen abgestimmt sind. Das ist wichtig, da insbesondere das Online-Lernen zahlreiche neue Möglichkeiten für alle Lerntypen bietet. Visuelle Lerntypen können von multimedialen Inhalten profitieren, auditive Lerntypen von Podcasts und Webinaren, und haptische Lerntypen von interaktiven Übungen.

Lerntypen und Weiterbildung an der VHS

Die Volkshochschule Baden bietet eine Vielzahl von Kursen an, die auf verschiedene Lerntypen abgestimmt sind. Ob Sie einen Sprachkurs, einen beruflichen Weiterbildungskurs oder einen Kreativitätskurs besuchen – an der VHS finden Sie sicher den passenden Kurs für Ihren Lerntyp.

Die Vielfalt der angebotenen Kurse stellt sicher, dass für jeden Lerntyp und jedes Lernziel etwas Passendes dabei ist.

Wie Lerntypen die Kurswahl beeinflussen

Die Wahl des richtigen Kurses an der VHS Baden kann stark von Ihrem Lerntyp abhängen. Visuelle Lerntypen könnten von Kursen profitieren, die viele visuelle Materialien bieten, während auditive Lerntypen eher Kurse mit vielen Diskussionen und Vorträgen bevorzugen könnten. Haptische Lerntypen sollten nach Kursen suchen, die praktische Übungen und Experimente beinhalten, während kommunikative Lerntypen von Kursen profitieren, die Gruppenarbeiten und Diskussionen einschließen.

Die Wahl Ihres VHS-Kurses sollte aber nicht nur Ihr Lerntyp beeinflussen. Welche weiteren Faktoren Sie bei der Kurswahl berücksichtigen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

FAQ

  1. Warum sind Lerntypen wichtig? Das Verständnis der Lerntypen hilft dabei, Lernmethoden effektiv anzupassen und somit den Lernerfolg zu steigern. Es ermöglicht eine individuellere und zielgerichtetere Lernstrategie.
  2. Kann man seinen Lerntyp ändern? Während Ihre grundlegenden Präferenzen wahrscheinlich konstant bleiben, können Sie Techniken aus verschiedenen Lerntypen adaptieren und anwenden, um Ihr Lernen zu verbessern. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind dabei Schlüsselkomponenten.
  3. Was ist die Metagedächtnis-Illusion? Die Metagedächtnis-Illusion ist das Phänomen, bei dem Menschen ihr Gedächtnis überschätzen. Sie glauben, Informationen besser behalten zu können, als es tatsächlich der Fall ist. Dies führt oft zu übermäßigem Selbstvertrauen und ineffektiven Lernstrategien.

Fazit

Das Verständnis der Lerntypen ist ein Schlüssel zu erfolgreichem und effektivem Lernen. Indem Sie Ihre Lernstrategien an Ihre individuellen Bedürfnisse anpassen, können Sie Ihre Lernergebnisse verbessern und Ihre Ziele schneller erreichen.

Die VHS Baden bietet eine breite Palette von Kursen, die auf verschiedene Lerntypen abgestimmt sind, und unterstützt Sie dabei, Ihre Lernpotenziale voll auszuschöpfen. Starten Sie noch heute und entdecken Sie, welcher Lerntyp Sie sind – und wie Sie das Beste aus Ihren Lerngewohnheiten herausholen können.